Laut „Mediapart“-Chefredakteur François Bonnet soll der Ukraine-Krieg nicht Putins Traum vom russischen Riesenreich dienen, sondern der Zukunft von Putins kriminellem System.
Schon seit langem werde ein „Krieg“ gegen die russische Gesellschaft geführt, die durch grausame Repressionen zerschlagen wird, schreibt Bonnet in einem Artikel. Zudem häufen sich in letzter Zeit Gerüchte über Putins Gesundheitszustand, und auch die Nachfolge des 70-Jährigen innerhalb der russischen Eliten wird diskutiert. Daher sei es naheliegend, dass Putin in erster Linie sicherstellen wolle, dass das im Kreml etablierte mafiöse System auch in Zukunft bestehen bleibe, so Bonnet. Deshalb sei es auch fatal, dass sich europäische Politiker weigern, die eigentlich kriminelle Dimension des Putin-Regimes in ihre Beziehungen zu Russland einzubeziehen.
So könne die russische Mafia nicht nur korrupt sein oder morden, sondern auch große Teile Russlands verwalten und die Gesellschaft unter Kontrolle bringen, erläutert Bonnet. Seit Kriegsbeginn gegen die Ukraine kamen diesmal vermehrt Wirtschaftsvertreter auf mysteriöse Weise ums Leben, wobei die Ermittler stets Fremdverschulden ausschlossen. Um Putin herum sei bereits ein großer Clan entstanden, dessen „Generation 2“ oft in den besten Schulen ausgebildet werde und dann im Zentrum von Großkonzernen oder des Staates stehe. Durch Zensur und aggressive, unaufhörliche Propaganda soll die russische Bevölkerung nun weiter indoktriniert und terrorisiert werden.