Seit Wochen wirft die Ukraine der russischen Armee vor, in „Filtrationslagern“ Zivilisten zu verhören und danach nach Russland zu verschleppen. Die USA gehen von Zehntausenden entführten Erwachsenen und Kindern aus, Kiew sogar von 1,2 Millionen. Allein die belagerten Hafenstadt Mariupol hätte Tausende Verschleppte nach Russland oder in russisch kontrolliertes Gebiet zu beklagen. Darüber informierte Michael Carpenter, der US-Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Augenzeugen hätten nun von „brutalen Verhören“ in den „Filtrationslagern“ berichtet, sagte Carpenter.
Dies und die Zwangsverschleppungen kämen Kriegsverbrechen gleich. Doch das Vorgehen wäre nichts Neues. Es hat seinen Ursprung nämlich in der Sowjetunion. „Filtrationslager“ wurden erstmals Anfang der 1940er-Jahre in der Sowjetunion eingerichtet. Damals verhörte man die heimkehrenden Soldaten der „Roten Armee“, um rasch Verräter aufzuspüren. In den Lagern sollen nach russischer Darstellung lediglich Selenskyjs Kämpfer von Unschuldigen getrennt werden. Ukrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj: „Der ehrliche Name dafür ist ein anderer – das sind Konzentrationslager. So, wie sie die Nazis seinerzeit gebaut haben. Unter anderem deportieren sie Kinder – in der Hoffnung, dass sie vergessen, wo sie herkommen, wo ihr Zuhause ist.“
Das Auswärtige Amt ist besorgt über die Zustände innerhalb der Lagermauern. Zeugenberichte verstärken die Bedenken: Interview mit namentlich genannten Quellen in der „Welt am Sonntag“: „Sie beschreiben Praktiken bei den Verhören, die Zwang und auch Folter einschließen.“ Am Donnerstag hat der UN-Menschenrechtsrat mit überwältigender Mehrheit für eine Untersuchung mutmaßlicher russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine gestimmt.