Die Russen, die die Stadt Sjewjerodonezk dem Erdboden gleichmachten, stehen nun vor zahlreichen Herausforderungen. Am vergangenen Wochenende gründete der Chef der „Volksrepublik“ Luhansk, Leonid Passetschnik, wohl eine neue Stadtverwaltung. Die Separatisten setzten bereits auch einen für sie passenden Bürgermeister ein.
Laut Oleksandr Strjuk, Leiter der ukrainischen zivil-militärischen Verwaltung der Stadt soll eine Zählung erfolgen. Die neue und prorussischen Verwaltung will alle Einwohner und vor allem Kinder zählen. Oleksandr Strjuk: „Sie erklären es damit, dass solche Daten benötigt werden, um den Bildungsprozess zu organisieren, aber ich glaube nicht daran.“
Der Politiker erklärt, dass alle Schulen der in einem desolaten Zustand seien und es unmöglich ist, dort Kinder zu unterrichten: „Offensichtlich haben die Invasoren bei dieser Volkszählung andere Ziele.“ Die ukrainische Regierung hat Russland mehrfach vorgeworfen, Kinder nach Russland zu verschleppen. Dort werden sie dann russischen Familien übergeben und zwangsweise assimiliert.
Außerdem würde Russland versuchen, die Reihen der eigenen Armee mit der verbliebenen Bevölkerung zu füllen. Oleksandr Strjuk: „Die Russen jagen Menschen, die die Ukraine unterstützen. Zum Glück ist die überwiegende Mehrheit von ihnen evakuiert.“
Die ukrainischen Behörden raten daher allen verbliebenen Einwohnern von Sjewjerodonezk, die Stadt schnell zu verlassen. Zuerst solle man in andere besetzte Territorien im Osten wandern. Von dort aus gelange man dann in die ukrainisch-kontrollierten Gebiete.
Ob diese Route realistisch und machbar ist, ist allerdings fraglich. Nach schweren Kämpfen und zahlreichen Verlusten sind wohl die übrigen Sjewjerodonezker zu ausgelaugt. Sie werden sich nun an die neue Realität anpassen müssen.