Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Russland zahlreicher Kriegsverbrechen in Charkiw beschuldigt. Laut eigenen Angaben habe Amnesty Beweise, dass die russischen Truppen bei mindestens sieben Angriffen auf die Stadt Streubomben sowie Streuminen eingesetzt hätten. Diese Waffen sind durch internationale Verträge geächtet.
Insgesamt wurden 41 Angriffe untersucht, bei denen mindestens 62 Menschen getötet und mindestens 196 verletzt wurden. Mitglieder der Organisation sprachen im April und Mai mit Überlebende von Angriffen, Angehörige von Opfern und Zeugen in Charkiw. Streumunition setzt in der Luft Dutzende kleinerer Sprengsätze frei, die sich über ein Gebiet von Hunderten Quadratmetern verteilen.
„Menschen wurden in ihren Häusern und auf der Straße […] getötet, während sie in der Schlange standen, um humanitäre Hilfe zu erhalten oder Lebensmittel und Medikamente zu kaufen“, so die Amnesty-Forscherin Donatella Rovera. Der wiederholte Einsatz von verbotenen Streumunitionen sei „schockierend und zeugt von einer völligen Missachtung des Lebens von Zivilisten“, so Rovera. Das humanitäre Völkerrecht verbiete den Einsatz solcher Waffen. Wer diese dennoch einsetze, begehe Kriegsverbrechen.